Smart Shopfloor Communication.

Lesezeit: 4 Min. |
Shopfloor-Kommunikation findet in den meisten Fertigungsunternehmen verstreut und wenig effektiv statt: Zum einen werden Informationen abteilungsübergreifend oft nur eingeschränkt weitergegeben, zum anderen sind diese Informationen in der Regel noch Rohinformationen, die weder sinnvoll priorisiert noch individuell aufbereitet sind. Smart Communication nimmt diese Probleme in den Blick und setzt sich als Ziel, für jeden Arbeitsplatz individuell erstellte Informationen und Handlungsschritte in Echtzeit zu kommunizieren. Was genau hinter Smart Communication steckt, erfährst du in diesem Artikel. 

Wie du mit agiler und smarter Automatisierung nicht nur Industrie 4.0, sondern auch Kommunikation 4.0 erreichst:  

Betrachtest du den Shopfloor deines Fertigungsunternehmens aus der Vogelperspektive, ergibt sich ein komplexes Kommunikationsnetz aus Arbeitsplätzen, Abteilungen und Projektgruppen. Jeder Prozess, jede Maschine, jeder Auftragseingang, jeder Sensor und mittlerweile auch jeder Mitarbeiter sowie jede Mitarbeiterin produziert ständig Daten und Wissen. Die Kommunikation findet allerdings sehr verstreut und wenig effektiv statt, denn sie besteht aus parallel arbeitenden Systemen, Projekten und Plattformen: Seien es abteilungs- oder projektspezifische Kollaborationslösungen, Schwarze Bretter, Dashboards einzelner Maschinen oder das klassische Intranet.  

Jeden Mitarbeiter unterstützen – mit intelligenter Kommunikation 

Für deine Shopfloor-Kommunikation bedeutet das, dass viele Informationen häufig zu langsam, unvollständig oder teilweise gar nicht an den Orten ankommen, an denen sie möglicherweise am dringendsten gebraucht werden. 
Dieses grundlegende Problem lässt sich vermeiden, indem du das Thema Kommunikation strategisch angehst: Welcher Arbeitsplatz benötigt vor Ort welche Art der Information aus welcher Quelle, um möglichst effektiv arbeiten zu können? Mit einem Strategieansatz, den wir „Smart Communication“ nennen, stellst du dich dieser Herausforderung erfolgreich. 

Vernetzung der Daten anstatt Datensilos

Abteilungsübergreifender Informationsaustausch kann technisch betrachtet häufig nur eingeschränkt stattfinden. Denn die Informationslogiken sind je nach Abteilung und der dazugehörigen „Informationssphäre“ unterschiedlich und nicht aufeinander abgestimmt. Das wird dann besonders problematisch, wenn Prozesse abteilungsübergreifend funktionieren müssen:   

Ein Ausfall einer Maschine an Produktionsstraße A ist für sich genommen eine Rohinformation, welche die Produktion, ihren Planungsablauf und gegebenenfalls die personelle Auslastung betrifft. Doch auch für die Logistik ist dieses Ereignis relevant. Zwar geht es hier nicht um die Tatsache, dass eine Maschine stillsteht und in der Produktion deshalb neue Aufgaben zu erledigen sind, sondern vielmehr um Anschlussfragen, die auf logistikspezifische Aufgaben abzielen: Können wir Ware, die mit dieser Maschine produziert werden sollte, fristgerecht liefern? Und wenn nein, wann wird es stattdessen möglich sein? Welche aktuellen Leerlaufzeiten und neue Kapazitätsplanung ergeben sich dadurch zwischenzeitlich und welche Engpässe sind zu berücksichtigen, wenn die Lieferung nachgeholt wird? Wird also einfach die Rohinformation „Maschinenausfall“ an die Intralogistik weitergegeben, bedeutet das kommunikative Isolation.  

Ein Smart Communication-Ansatz wäre an dieser Stelle folgender: Aus dem Maschinenausfall in Informationskreislauf A, der Produktion, werden für Informationskreislauf B, die Logistik, automatisiert und in Echtzeit relevante Anschlussfragen definiert, wie oben im Text beispielsweise aufgezählt. An die Logistik werden daraufhin auf dieser Basis die relevanten Informationen kommuniziert und außerdem definiert, wie darauf zu reagieren ist. Aus Fehlermeldungen einer Maschine entstehen also spezifische Kennzahlen und konkrete Arbeitsaufträge für die Logistik. 
Je komplexer eine solche Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen ist, desto wichtiger wird es, dass an jede einzelne von ihnen relevante Anweisungen kommuniziert werden, die ihnen einen klaren Überblick und effektivere Arbeit ermöglichen. 
Das macht deutlich, was eigentlich banal klingt, in den Informationslogiken vieler Unternehmen aber bisher nicht zum Tragen kommt: Die intelligente Kommunikation abteilungsübergreifender Prozesse und damit der höhere Erfolg der verschiedenen Bereiche eines Shopfloors stehen in untrennbarer Abhängigkeit voneinander. 

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Datenklasse statt  Masse

Die große Menge an Informationen, welche die verschiedenen Shopfloor-Elemente produzieren, bringt eine zweite entscheidende Herausforderung mit sich: Die Kommunikation für jede Instanz passgenau zu priorisieren, zu reduzieren und zu individualisieren. Das heißt, jedem Arbeitsplatz oder jeder einzelnen Person immer die gerade für sie wichtigste Information für den nächsten Prozessschritt vor Augen zu führen. 

Ein Beispiel: In einer großen Produktionshalle entstehen an verschiedenen Produktionslinien ständig Fehlermeldungen, die jeweils an der Maschine angezeigt werden. Das Problem ist, dass der Großteil der Fehler- oder Warnmeldungen für die meisten Werker relativ irrelevant ist. Und bei einer Anzahl von mehreren Linien jede Meldung mit allen Implikationen laufend im Blick zu haben, ist nicht nur unübersichtlich, sondern auch überflüssig.  

Smart Communication würde hier bedeuten, die Informationen aller Produktionslinien automatisiert einzusammeln, mit einer Filterlogik zu versehen und an einer Stelle gebündelt genau die Meldungen abzubilden, die für einen bestimmten Werker eine priorisierte Aufgabe bedeuten. Weder er noch andere Kollegen werden so durch für sie irrelevante Informationen abgelenkt. Gleichzeitig laufen sie weniger Gefahr, Probleme zu übersehen oder Kennzahlen falsch zu interpretieren. Eine solche Logik zeichnet sich also dadurch aus, dass sie für einzelne Arbeitsplätze individuell Relevantes von Irrelevantem trennt und gleichzeitig priorisiert.  

Bessere Kommunikation – bessere Ergebnisse

Sind diese beiden zentralen Kommunikationsschwächen bewältigt, stehen die verschiedenen Abteilungen, jeder Arbeitsplatz und letztlich jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin ständig in kommunikativer Verbindung zueinander. Und zwar nur genau in dem Maße, wie es an der jeweiligen Stelle nützlich ist. Das verbessert nicht nur die Kommunikation, sondern auch deine Prozesse insgesamt. Und zwar vor allem in folgenden Punkten: 

  • Kontinuierliche Prozessoptimierung: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entwickeln ein besseres Verständnis für Gesamtprozesse, können ihre Aufgaben besser darin einordnen und außerdem eigenverantwortlicher arbeiten. Die Schichtleitung und das Management können ihre Führungsrollen wesentlich effektiver ausfüllen und Prozesse in Echtzeit optimieren. Und auch bei der Datenanalye und der Planung helfen individuell zusammengestellte Informationen, zum Beispiel aus der Betriebsdatenerfassung (BDE), um für die verschiedenen Produktionselemente eine übergreifende Datenbasis, bessere Auswertungen und eine gemeinsame Prozesslogik zu entwickeln. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) findet daher auf den verschiedenen Hierarchieebenen in jeweils ganz unterschiedlicher Art und Weise statt.  Im Ergebnis bedeutet das ganz konkret eine Reduzierung von Fehlern und Zeitverbrauch, sowie bessere Reaktionsgeschwindigkeiten, optimierte Auslastung und feinere Planungsmöglichkeiten.  
  • Engagement des Teams: Kommunikation findet in den meisten Unternehmen in erster Linie nur in eine Richtung, nämlich „Top-Down“, statt. Feedbackzyklen und „Bottom-Up“-Kommunikation finden dagegen gar nicht oder nur langsam und über große Umwege statt.  Smart Communication hilft durch transparente Kommunikation und direkte Feedbackzyklen dabei, genau diesen Austausch zu ermöglichen. Das sorgt für eine indirekte Verbesserung der Organisationsentwicklung durch bessere Einbindung und Engagement der Belegschaft.  
  • Controlling: Die Arbeit des Controllings profitiert von einer beschleunigten und besser verzahnten Koordination zwischen der unternehmerischen Führung und den operativen Bereichen. Erkenntnisse und Entscheidungen aus der systemischen Analyse des eigenen Unternehmens können „Top-Down“ aus den Managementsystemen mit Transformationslogiken versehen direkt bis auf die untersten Ebenen verteilt und vor allem individuell kommuniziert werden. Damit wird es leichter, die Ziele über die eben genannten Bereiche Prozessoptimierung und Mitarbeiterengagement in bessere Geschäftsabläufe sowie bessere Kunden- und Lieferantenbeziehungen umzusetzen.  
  • Geschäftlicher Erfolg: Als logische Konsequenz aus diesen Verbesserungen ergibt sich ein besserer Output und konkret messbarer Erfolg. Die verbesserte, weil schnellere, inhaltlich aussagekräftigere und zielgerichtete Kommunikation zahlt sich immer direkt auf den geschäftlichen Erfolg aus.  Das betrifft allerdings nicht nur die Verbesserung der finanziellen Bilanzen. Durch Aspekte wie höheres Mitarbeiterengagement und bidirektionale Kommunikation sind genauso Verbesserungen in weiteren Bereichen wie z.B. Innovation sowie Kundenbindung und Kundenzufriedenheit zu erwarten.  

Zentralistische Lösungen ausgeschlossen !

Sowohl eine smarte Vernetzung der verschiedenen Shopfloor-Bereiche als auch eine individuelle Aufbereitung der Informationen kann nur dann gelingen, wenn die Kommunikation in Echtzeit stattfindet und sich dabei vor allem ständig anpasst. Die Infrastruktur hierfür muss also agil und leicht anpassbar sein. Das heißt zum Beispiel, dass in ihr Informationen aus beliebigen gewachsenen IT-Strukturen wie Cloud-Anwendungen, Excel-Tabellen bis zu SPS, BDE, MES oder ERP-Systemen selektiert, verarbeitet und daraufhin an beliebigen Orten individuell aufbereitet werden können.  

Es wäre unseriös zu behaupten, man könne allein mit einer zentralen Lösung all diese Anforderungen an eine intelligente Kommunikation im Unternehmen erfüllen. Weder ein ERP- oder BDE-System noch ein MES oder eine BI-Lösung als Analysesystem von historischen Daten, das eigentlich aus dem Controlling stammt, können diese Flexibilität und Echtzeit gewährleisten. Entweder fehlt es an Schnelligkeit, Verarbeitungs-, Darstellungs- und fachlichen Anpassungsmöglichkeiten oder an einer ausreichenden Anbindung an die verschiedenen Bestandteile rund um den Shopfloor wie SPS.  

Ein zentraler Ansatz ist mit Smart Communication also nicht vereinbar. Stattdessen geht es vielmehr darum, mit einer übergeordneten, dezentralen und ergänzenden Logik an den notwendigen Orten jeweils die beste Lösung zu finden, die Verbindungen zwischen allen bestehenden Informationskreisläufen herstellt und den besten Mehrwert für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bietet. 

Artikel von Kristin Straubinger

Artikel von Kristin Straubinger

Kristin Straubinger ist seit Oktober 2019 bei Peakboard. Als Director für Brand, Organization & Culture verleiht sie unserer Marke das besondere Etwas, indem sie geschickt die Marketing Abteilung lenkt und Kultur sowie Organisation miteinander verwebt.

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