Die Bizerba SE & Co. KG blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1866 gegründet, zählt das Unternehmen heute zu den weltweit größten Herstellern von Waagen, Schneidemaschinen und Auszeichnungslösungen. Ob Selbstbedienungswaagen im Supermarkt, Schneidemaschinen in der Gastronomie oder die korrekte Auszeichnung von Produkten in der Lebensmittelindustrie oder in Logistikzentren – das Familienunternehmen bietet ein umfassendes Portfolio rund um Hardware, Software und Services. Bizerba ist mit über 40 Tochtergesellschaften in 120 Ländern aktiv und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 800 Millionen Euro. Neben dem Hauptsitz im baden-württembergischen Balingen befindet sich in Deutschland unter anderem der Produktionsstandort in Meßkirch.
In der Vergangenheit hat Bizerba am Standort Meßkirch Aufträge stets in Papierform dem Personal zugewiesen. Mitarbeiter wurden gebeten, ihre täglichen Aufgaben aus einer speziellen Box zu entnehmen und manuell zu bearbeiten. Allerdings bot diese Methode keine Möglichkeit, die tatsächliche Produktivzeit pro Arbeitsschritt genau zu erfassen. Unter Berücksichtigung der damaligen Arbeitspraktiken wurde eine Soll-Produktions-Zeit festgelegt. Bei dieser war jedoch die individuelle Effizienz der Mitarbeitenden sowie die Leistungsfähigkeit der Maschinen nicht voll berücksichtigt. Die bisherige papierbasierte Organisation führte also zu Herausforderungen bei der genauen Erfassung von Taktzeiten und Produktionsprozessen sowie bei der Identifizierung von Fehlerquellen und Verzögerungen. Um diese Abläufe zu optimieren, hat Bizerba einen wegweisenden Schritt unternommen: Die Implementierung einer vollständig digitalisierten Lösung, die Stift und Papier ersetzt hat.
„Die vollständige Digitalisierung unserer Prozesse erschien uns auf den ersten Blick als Mammutaufgabe“,
erinnert sich Yasin Öztürk, Projektleiter Digitalisierung bei Bizerba, an die endgültige Entscheidung zur Umstellung.
„Uns wurde jedoch schnell klar, dass diese Umstellung ein entscheidender Schritt in Richtung Operational Excellence ist.“
Die Suche nach einer geeigneten Lösung endete schließlich bei der Peakboard GmbH aus Stuttgart, einem Anbieter einer Low-Code-Plattform im Industrieumfeld. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren die durchweg positiven Erfahrungen, die die Balinger Zentrale bereits mit dem Stuttgarter Unternehmen und ihrer Lösung zur Erstellung von Industrieanwendungen gemacht hatte.
Beim ersten Treffen mit Bizerba Meßkirch erstellte Peakboard zunächst einen auf die Anforderungen des Unternehmens zugeschnittenen Proof of Concept mit dem Schwerpunkt Maschinenüberwachung. Dieser zeigte, dass die Lösung auf Basis der Peakboard Box, der Hardwarekomponente mit dem Betriebssystem, und dem Peakboard Designer, der Softwarekomponente mit der Konfigurationssoftware, die Anforderungen erfüllen konnte. Hier wurden die Aufträge, die durch die jeweilige Anlage laufen, getrackt und ermittelt, wie viele Aufträge pro Tag tatsächlich durchlaufen. Dieser Prozess konnte innerhalb eines Tages erfolgreich etabliert werden. Mit der Zeit ging die Zusammenarbeit über die reine Maschinenüberwachung hinaus und es wurde nach Lösungen gesucht, die auch andere Anwendungsbereiche optimieren.
Um die gesamte Montagelinie zu digitalisieren, hat Peakboard ein komplettes Manufacturing Execution System (MES) in die bestehenden Strukturen integriert. Dieses deckt die insgesamt vier Montagelinien mit jeweils vier Arbeitsplätzen ab und verfolgt verschiedene Arbeitsprozesse. Ein besonderer Fokus liegt jedoch auf dem Tracking der Produkte. Um diese jederzeit zurückverfolgen zu können, setzt Bizerba RFID-Tags ein, die von Scannern unterhalb der Montagelinie erkannt werden. Die ausgelesenen Daten werden automatisch im Peakboard Hub, einem zentralen Server, der alle Daten verwaltet, gespeichert. Hier sind drei Listen hinterlegt, die Informationen zu Maschinen, Mitarbeitern und Fehlern enthalten. Aus diesen Datenquellen kann nun der aktuelle Auftragsstatus ermittelt werden.
Sobald das RFID-System ein Produkt am Arbeitsplatz registriert, beginnt die vordefinierte Produktionszeit. Treten in dieser Zeit automatisch geplante Unterbrechungen wie Besprechungen oder Pausen auf, werden diese automatisch von der Produktionszeit abgezogen, um die tatsächliche Produktionszeit nicht zu verfälschen. Bei unvorhergesehenen Fehlermeldungen wie Qualitätsmängeln oder Fehlteilen kann der Mitarbeiter diese sofort über einen Barcode-Scanner, der an die Peakboard Box angeschlossen ist, melden. Die Peakboard Boxen sind die Hardwarekomponente der Peakboard Lösung und übertragen die Daten in den Peakboard Hub. Auf diese Weise lässt sich der Fehlerursprung zurückverfolgen und auch die Fehlerursache wird transparent.
Echtzeit-Tracking verkürzt Montagezeiten.
Durch das Tracking der OEE der Maschinen und der produktiven Arbeitsdauer der Mitarbeiter ließen sich die von Bizerba angesetzten Produktionszeiten um 40 % verkürzen. Damit sich auch die Schichtleiter einen schnellen Überblick auf den aktuellen Status aller Montagelinien verschaffen können, ist ein Bildschirm in der Montagehalle installiert, der den aktuellen OEE der Maschinen sowie die Effizienz des (anonymisierten) Personals auf einen Blick bereitstellt. Durch die Historisierung der gesammelten Daten konnten die häufigsten Fehler identifiziert werden. Mit diesem Wissen ließen sich Prozesse optimieren und die Fehlerquote verringern.
Bereits zwei Monate nach der Integration konnte Bizerba mit der Produktivphase beginnen. Neben der kurzen Konfigurationsphase der Lösung schätzt der Kunde vor allem den Spielraum, den er für eigenständige Änderungen der Anwendungen im System nutzt. Da das System auf der von Peakboard entwickelten flexiblen Low-Code-Plattform beruht, können Vorgabezeiten oder Schichtpläne ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse vom Unternehmen bearbeitet und angepasst werden.
Die Digitalisierung kompletter Montagelinien kann einem Unternehmen viele Vorteile bringen. Bizerba hat durch die Einführung einer präzisen Maschinensteuerung mittels RFID-Scanning eine deutliche Effizienzsteigerung erreicht. Fehlerquellen werden im Peakboard Hub gespeichert und historisiert, so dass langfristig Maßnahmen zur Fehlervermeidung erarbeitet werden können. Durch die Echtzeitverfolgung des Herstellungsprozesses sowie der OEE der Anlagen konnte zudem die Sollarbeitszeit um fast die Hälfte reduziert werden. Die einfache Handhabung der Low-Code-basierten Peakboard Lösung ermöglicht es dem Unternehmen, selbstständig in das System einzugreifen. Die Anwendungen können ohne tiefere IT-Kenntnisse beliebig verändert werden.